Dass es im Zirkus um Sensationen geht, ist wohl kaum etwas Neues. Der Seiltanz ebenso wohl kaum. Aber er ist das perfekte Symbol des Balanceakts – zwischen Ruhm und Glamour, Strapazen und Gefahren. Seit jeher versucht das Showgeschäft die Sensationsgelüste des Publikums zu stillen und ihnen immer wieder Neues und Spannendes zu bieten. Für die Menschen, die mit Leib und Seele dabei sind, ihr ganzes Herz hineinstecken und für ihre Leidenschaft leben sicher eine gute Sache. Möchten die Menschen mehr sehen, wird dir diese Leidenschaft auch das nächste Mahl auf dem Teller bescheren.

Und doch heißt das auch Risiken einzugehen, sich neuen Gefahren für noch spektakulärere Shows zu stellen und die Strapazen in Kauf zu nehmen. Die Angst, dass es morgen schon das Aus für deinen Zirkus bedeuten könnte, wenn er heute nicht genug Publikum anziehen und begeistern wird, begleitet dich, belastet dich. Und doch bedeutet diese Show dir alles. Freiheit, Freude, Leichtigkeit. Ein wenig Gold und Glanz, welches doch alle Lasten aufwiegt.

Wer könnte besser eine Seiltänzerin und ihren Balanceakt verkörpern, als eine Ballerina? Das dachte ich mir jedenfalls spontan, als ich Antonia während unserer Arbeitszeit kennenlernte und kaum, dass wir uns zwei Mal gesehen hatten, wurde sie dann auch gleich mit der Frage überrumpelt, ob sie Lust hätte mal vor der Kamera zu stehen. Und das hatte sie!

Antonia und der Seiltanz war tatsächlich das erste Bild, das wir an dem Shooting-Wochenende umsetzten und war ein furchtbar schöner Auftakt für mich. Das Haarband, das ich noch am Vorabend in einer „Ich-gebe-mir-nun-noch-1-Stunde-für-alle-restlichen-Accessoires“-Aktion gebastelt hatte, passte wunderbar zum Outfit, Lines Make-Up rundete das Ganze perfekt ab und Antonia gab uns ihre kleine Ballett Vorstellung.

Gut, der Schirm, den meine Oma geschickt aufgetrieben hatte, war nicht immer besonders umgänglich. Die vielen Fäden zogen sich natürlich immer wieder wie magnetisch an. Übrigens ist der Schirm mit einem alten Tischläufer beklebt, von dem ich weder weiß, wem er gehörte, noch wie er zu mir gelangt ist. In meinen ersten Skizzen stand außerdem auch noch nicht fest, wie genau die Belastung des Schirms aussehen soll. Steine, Messer, Feuer oder doch Pech? Pech hätte ich ja grandios gefunden – also falls irgendwer eine Substanz kennt, die man als pechartige Masse für Shootings nutzen kann, immer her mit euren Tipps! Die nächste abstruse Idee kommt bestimmt. Für dieses Bild hab ich mich dann doch halt mit Steinen und Holzkohlestücken aus dem Garten zufrieden gegeben.

CREDTIS
Model: Antonia Hausschild
Kostüm: Marlena Wels
Licht: Tim Boye
Nebel: X-Parrot Effects by Jannis Lippisch
Assistenz: Tania Smilgies
Video: Philipp Spieck