Ist der Zirkus nicht eine wundervolle Welt? So anders, magisch und geheimnisvoll. Wie eine Parallelwelt. Sie lädt dich ein, verführt dich, verlockt dich in ihr einzutauchen – in eine Welt voller Sensation, Spektakel und Amüsement. Der Zirkus wirkt wie ein abgeschotteter Raum, der Alltag scheint weit entfernt und belanglos. Die Welt da draußen hat nun ein anderes Tempo. Schicht für Schicht wird dieser Sog stärker und die Illusion perfekt, der Zuschauer entflieht vom Alltag in diese neue andere Welt.

Ach, was war dieses Bild für eine Arbeit! Es war direkt bei den ersten Ideen für dieses Projekt dabei, wenn auch lange Zeit unklar war, in welche Richtung es genau gehen würde. Ich hatte beim Recherchieren viele alte Bilder von Showgirls gesehen, Fotos von Bühnenrequisiten und Elementen, die eine so zauberhafte Atmosphäre erzeugten. Bühnen, die glitzerten und glänzten und Schicht für Schicht eine neue kleine Welt erschufen. Die Kostüme so kreativ und majestätisch. Ja, so was wollten wir auch. Und wenn es nur ein Abklatsch werden würde. Diese Bühnenelemente mussten jetzt unbedingt dabei sein. Wie genau, das war mir bis 3 Tage vor dem Shooting selbst noch nicht klar. Aber wie der Zufall es wollte, bestellte meine Mutter irgendetwas großes, welches sicherlich der Traum eines jeden Postboten sein muss und plötzlich hatte ich ein riesiges Stück Pappe, das ich verarbeiten konnte. Perfekt.
 
Ich weiß nicht genau, was ich mir vorgestellt hatte, aber sicher nicht wie lange ich an diesen Dingern herummalen würde. Mit noch 1000 anderen Dingen im Hinterkopf war diese ewige Malerei Zwangs-Mediation und zeitverschlingende Qual zugleich. Immerhin gefielen mir diese Aufsteller hinterher doch so gut, dass sie noch immer in der Diele stehen. Die Sterne wurden im Eilverfahren nebenbei ausgeschnitten und bemalt und der Mond schleunigst am letzten Tag zusammengebastelt. Ein Mosaik mit Draht zu verbinden ging in meinem Kopf dabei auch mal wieder schneller. Wie soll’s auch sonst sein
Daran, wie wenig mich jegliche visuelle Dokumentation beim Bemalen der Bühnenelemente oder beim Bauen des Mondes interessiert hat, erkennt man wohl wie wahnsinnig knapp die Zeit langsam wurde. Diese zwei Bilder des Malprozesses sind tatsächlich die einzigen, die ich gemacht habe.

Die Krone dagegen hatte ich schon einen Monat zuvor gebastelt. Sie besteht aus Schaschlikspießen. Und einer großen Menge Kreppband, da die Heißklebepistole an dieser Stelle leider versagte. Um die Holzspieße ein wenig paralleler auszurichten und sie zu stabilisieren habe ich dann noch ein paar Bänder hineingeflochten. Der Sternschmuck an den Armen, den man schon auf der Skizze erkennen kann, blieb dagegen bis zum Shooting Tag nicht nur fraglich, sondern komplett unfertig. Ich hatte bei all den anderen Dingen nur noch geschafft ein paar Sterne auszuschneiden, alles andere war unklar. Das übernahmen dann aber lieberweise meine Mädels aus dem Team und zauberten ein paar schöne Bänder her.

Dann fehlte nur noch Jana! Jana ist nicht nur meine Kommilitonin. Nein, Jana ist vor allem eine wahnsinnig gute Latein-Tänzerin! Und damit war sie genau die Richtige für dieses Bild!

CREDITS
Model: Jana Simann
Kostüm: Marlena Wels
Licht: Tim Boye
Diesmal subtiler, aber vorhandener Nebel: Jannis Lippisch
Video: Philipp Spieck