Kann „stille Kunst“ zu still sein? So still, dass sie nicht mehr gegen die lauten Unterhaltungsformen ankommt? So sehr, dass sie von all den bunten Farben, Lichtern und Sensationen bedroht und verschluckt wird?
Während die Pantomime in ihren Anfängen noch die Grenzen zwischen Schauspiel, Tanz und Musik verschwimmen ließ, entwickelte sich im 20. Jahrhundert die Art der Pantomime, wie wir sie heute noch kennen: ein Spiel von Mimik und Gestik, ohne jegliches Wort. Doch wurde die Welt immer lauter und lauter. Und was wird passieren mit der Kunst, die nicht laut sein kann?
 

Willkommen bei dem einzigen Bild dieser Reihe, welches keine Skizze abbekommen hat! Hups. Ja bei allen anderen Posts würde hier nun die Skizze prangen, die ich in der Vorbereitung gemalt hatte, um dem gesamten Team so gut wie möglich zu zeigen, was da in meinem Kopf herumspukte. Doch bei diesem Bild war es mir bis zum Shootingtermin einfach nicht möglich.
 
Das Konzept dagegen war vom ersten Tag an klar – ich las mich durch die Geschichte der Pantomime und dann kam da dieser eine Satz: Die „stille Kunst“, die zu still zu sein scheint. Die Kunst, die vom Aussterben bedroht ist. Da formte sich direkt dieses eine Bild in meinem Kopf. Aber die pantomimische Haltung der Hände blieb leider verschwommen. Ich hätte gern etwas gefunden, welches die Liebe der Artisten für ihre Kunst visualisiert. Aber das alles mit 6 Händen darzustellen, ging dann doch über mein nicht vorhandenes choreografisches Denken.
Also ließ ich den Tag auf mich zukommen und war gespannt, was wir so zusammen kreieren würden. Und ja, was für ein Glück, dass ich mir da 3 bezaubernde Menschen aus meinem Freundeskreis ausgepickt hatte, die mit so viel Hingabe diese Rollen verkörperten!

Dieses Shooting war wohl der perfekte Start in einen langen Tag – gerade frisch die Location eingerichtet und bewundert, die uns der Zauberer Mr. TrickNic zur Verfügung stellte und viele viele wunderbare Menschen um mich, die mich das aufkommende Fieber vergessen ließen. Emma machte unsere 3 Darsteller zu richtigen Pantomimen und Patty, Maiko und Mücke kamen aus der Maske und tauchten damit direkt tief in ihre Rollen ein – was wirklich ganz schön amüsant war zu beobachten. Emmas Papa als Dompteur sorgte für die richtige Musik, Jule für leckere Snacks und dann besuchte uns auch noch Andi! Andi ist ebenfalls Fotograf aus Kiel und wenn ich mich an die guten alten Studienzeiten zurückerinnere, habe ich ihn im 2. Semester kennengelernt, als ich bei ihm einen Porträt-Workshop im Studio mitmachte. Blitzkrams war aber noch nie so meins und viel davon scheint nach 5 Jahren bei mir nicht hängengeblieben zu sein – Andi hatte nämlich allerlei von solchen Blitzkrams dabei und deswegen kann ich jetzt stolz sagen: dieses Bild wurde sogar mit zwei solchen Blitzkramdingern gemacht! Na gut, halbstolz. Andi musste mir nämlich kontinuierlich sagen, was ich da einstellen soll. Aber Sensation: das Ergebnis hat mir gefallen! Und das ist nicht oft so bei Blitzlicht.

Das Bild entstand dann nach ausgiebigem Herumgealbere mit bühnenreifen Pantomimeneinlagen, geduldigem Herumprobieren der Posen und mit sportlichem Einsatz von Emma und Jule, die vor und hinter den Dreien klebten, um die bedrohlichen Hände zu mimen. Und sich so gut zu verstecken, dass ich nur noch ein paar Hände mehr hereinarbeiten, aber nichts und niemanden herausretuschieren musste, verdient ja schon fast einen Oscar.

CREDITS
Models: Patricia Moresmau, Lucas Elpe Pinnow, Maiko Hanisch
Assistenz: Jule Nero, Emma-Lotta Heinicke, Roland Heinicke
Location: Mr. TrickNic