Die 20er Jahre – das Jahrzehnt, welches uns heute so glamourös und glanzvoll scheint, wie kaum eine andere Zeit. Das Jahrzehnt, das heute geradezu ein Synonym für ausgelassenes und stilvolles Feiern und somit ungefähr das Thema jeder zweiten Mottoparty ist. Aber auch das Jahrzehnt, das sicher nicht so rosig war, wie wir gern annehmen würden, wenn wir uns im Charleston Kleid auf die Tanzfläche schwingen. Warum aber nennen wir diese Zeit die Goldenen 20er? Warum ist diese Zeit der Inbegriff von Freiheit, Feiern und Eleganz? Weil die Menschen mit Glanz und Glamour, Pracht und Prunk gegen das Elend vorgingen. Weil man versuchte die Nachwirkungen des Krieges, Rauch, Schutt und politische Spannungen zu vergessen. Weil man für einen Abend gern mal dem Alltag entfliehen wollte und weil man sich eine andere Welt erhoffte. Und das bot ihnen die prunkvolle Show Welt mit seiner nächtlichen Partyszene. Es war eine Scheinwelt, eine glitzernde Alltagsflucht.

Darf ich euch das mit Abstand kürzeste Shooting des Projekts vorstellen? 6 Minuten vom ersten bis zum letzten Bild, wie ich den Metadaten entnehmen konnte. Gut, wir hatten diesen Tag auch direkt mit einer Stunde Verspätung angefangen, da Vorbereitung und Maske doch etwas länger dauerten. Da ist so eine 6-Minuten-Geschichte natürlich ganz praktisch, um den straffen Zeitplan wieder aufzuholen. Aber das Shooting zeichnete sich ja nicht nur durch Schnelligkeit aus. Oh, hättet ihr Patty gesehen! Sie sah aus wie eine lebendig gewordene Braut aus den 20ern.
 
Dieses beeindruckende Kleid ist, genauso wie auch das Zirkuszelt, meiner lieben Freundin Jule zu verdanken. Eines Tages, mitten in den wochenlangen Vorbereitungen, bekam ich plötzlich ein Bild geschickt mit der Nachricht „Kannst du das gebrauchen?“. Oh. Ja. Und wie ich das gebrauchen konnte! Jules Argument es wäre allerdings schon ziemlich abgenutzt, bewirkte bei mir zwar keinen Abbruch der Freude, für sie aber immerhin einen Grund das Kleid noch weiter herunterhandeln zu können. Dieses heruntergekommene Kleid war ja stattdessen geradezu perfekt für das Thema der Scheineleganz. Und auch perfekt, um ganz unauffällig ein paar Federn für den Haarschmuck aus dem Saum zu klauen.
Das Shooting lief dann so schnell, weil einfach alles auf einmal passte. Niklas und Tim hatten nicht nur das Licht schon vorher eingerichtet, sondern auch die Nebelmaschine perfekt eingeschätzt und platziert. Der Nebel floss nach ein paar Versuchen auf einmal direkt im richtigen Winkel durch den Federsaum des Kleides. Das hatte niemand von uns so geplant, aber ich wusste direkt ich habe genau das Bild, das ich brauche.

Links das frisch ergatterte Kleid und seine treffsichere Entdeckerin Jule Nero – Freunde, die sich plötzlich als Assistenten, Location- und Kostümscouts entpuppen sind schon wirklich praktisch! Und rechts die Skizze zum Bild, die in der Vorbereitung der Shootings entstand.

CREDITS
Model: Patricia Moresmau
Licht und Nebel: Tim Boye, Niklas Hörcher
Kostüm: Jule Nero, Marlena Wels
Video: Philipp Spieck