In den 20er Jahren änderte sich die Rolle der Frau. Nach den Wirren des ersten Krieges fand man zu einem neuen Selbstvertrauen – schließlich hatte man in diesen schweren Zeiten viele Lücken füllen müssen, die der Krieg hervorbrachte. Jobs, die seit jeher doch nur den Männern vorbehalten waren. Einmal diesen Selbstwert, diese neue Freiheit gekostet, wurde sie natürlich nicht mehr so einfach aufgegeben und die ersten Frauenbewegungen kamen auf.
Während Schauspielerinnen schon seit Jahrhunderten darum kämpften nicht nur von öffentlichem Interesse zu sein, sondern auch gesellschaftlich anerkannt zu werden und Frauen in Showgeschäften, wie dem Varieté, lange Zeit nicht nur der visuellen Befriedigung dienten, tat sich nun eine Chance auf, zu beweisen, dass man keinesfalls seinen männlichen Kollegen unterlegen war. Wenn der Weg auch noch sehr lang war, so wurde er doch langsam sichtbar. Eine selbstbewusste, souveräne Frau, die dann auch noch zu allem Überfluss finanziell unabhängig sein kann, war schließlich gefährlich. Wahrscheinlich sogar gruselig, wenn man immer in der Überzeugung gelebt hatte, das weibliche Geschlecht sei moralisch und intellektuell einem unterlegen.
Trotz aller Widrigkeiten gelang es schon vor Jahrhunderten so einigen starken Frauen gesellschaftlich geachtet zu werden, auch wenn sie nicht den Weg der typischen Mutter und Hausfrau gingen. Und ja, ich finde dieses Thema zugegeben ungeheuer spannend und hab mich schon während meiner Bachelorarbeit gern mal in eine der Lebensgeschichten dieser Frauen vertieft, anstatt bei meinem eigentlichen Thema zu bleiben.
Wie man sehen kann, hab ich in der Skizze noch ein fünftes Mädchen untergebracht: Jule! Aber Jule musste sich am zweiten Shootingtag dann doch besser um ihre wackelige Gesundheit kümmern.
Eine dieser starken Frauen des 20. Jahrhunderts hieß Paula Busch. Paula Busch war die „Grande Dame des Deutschen Circus“. Mit 31 Jahren steigt sie in den Zirkus ihres Vaters ein und übernimmt nach seinem Tode die alleinige Direktion des Busch-Imperiums: sowohl in Hamburg, Berlin, Breslau und Wien leitet sie das Zirkustreiben, das Tausenden von Menschen Platz bietet. Jahrzehntelang kämpft sie um den Erhalt ihres Zirkus – von der Weltwirtschaftskrise bis durch den Zweiten Weltkrieg hindurch. Als Autorin setzte sich nicht nur für die gesellschaftliche Anerkennung der Zirkusleute ein – sie erzählte besonders gern vom Leben der Frauen in einem Zirkus.
Auf diese Frau stieß ich eines Tages bei meinen Recherchen. Zu zugegeben schon fortgeschrittener Zeit, das Shootingwochenende in bedrohlicher Nähe. Ein Jahr zuvor hatte ich mir ein Bild für Emma überlegt, doch nun fiel mir auf, dass ich die Aussage dieses Bildes schon bei einem anderen verbaut hatte. Und Wiederholungen sind ja doof. Da tauchten dann auf einmal die selbstbewussten Frauen der 20er Jahre auf und mit ihnen Paula Busch. Und ich hatte doch die perfekte Kandidatin für solch eine inspirierende Persönlichkeit: Emma! Denn wer könnte besser eine starke Frau geben, als eine starke Frau? Und Emma und ihre Mädels machten es sogar so gut, dass mir die Auswahl für dieses eine Bild wirklich verdammt schwerfiel.
Schaut euch das an: das Team kann auch noch lichtmodeln!