Seit vielen Jahren schon habe ich das Glück eine Dreier-Gespann Freundschaft in meinem Leben – und dazu eine inoffizielle Cousine mehr – zu haben. Denn eines Tages fanden wir uns zu dritt Disney Songs singend auf der Couch wieder und so war die Freundschaft besiegelt. Lisa, das ist meine Cousine. Und Tania, das ist ihre Grundschulfreundin, die mittlerweile auch auf ein gerufenes „Cousinchen!“ reagiert, wenn ich es eben mal nicht tue. Sorry, Lisa. Von eigens ausgerufenen Laternenumzügen zu dritt mit nur einer Laterne im tiefsten Nebel, über ABBA-Performances auf der Couch zu unseren ganz eigenen perfekten Dinner-Dates. Da gibt es zahlreiche schöne Erinnerungen.

Nun aber haben wir eine Freundin an den Süden verloren. Gut, immerhin ist es der nahe Süden und wenn Hamburg nicht gerade wieder aus allen Nähten platzt, ist man sogar halbwegs schnell da. Aber es ist trotzdem unter Hamburg! Und damit schon weit genug weg. Dafür ist Tania nun ganz nah an der Lüneburger Heide. Und praktischerweise hatte ich mir dieses Jahr in den Kopf gesetzt mir endlich mal eine blühende Heidelandschaft anzusehen.  Das passte doch alles perfekt! So eine Möglichkeit des Besuchs gestaltet sich allerdings dann relativ schwer, wenn eine normal die Woche über arbeitet, die andere an den Wochenenden fotografiert und die dritte im Krankenhaus geradezu jede Tag- und Nachtzeit über arbeiten könnte. Äußerst schwierig also. Wie es der Zufall oder das Schicksal aber wollte, fiel für mich plötzlich eine Hochzeit aus und Lisa hatte eine Schichtzusammenstellung, die es uns erlaubte für 24 Stunden in die Lüneburger Heide zu kommen!

Und diese 24 Stunden haben wir genutzt! Für Tania ging es vom Feierabend quasi direkt in die Heide. Unser Ziel war der Wilseder Berg, von dem der Sonnenuntergang besonders schön sein soll. Tanias Bruder Philipp begleitete uns und da er die letzten Tage schon die Gegend mit seiner Kamera erkundet hatte, hatten wir praktisch unseren eigenen Fremdenführer dabei, der uns sicher zum Berg geleitete. Zugeben, ich war schon nach den ersten Metern und Heidebüscheln verzückt. Die Felder wurden aber immer weiter, immer violetter und immer schöner.

Auf dem Wilseder Berg

Auf dem Wilseder Berg konnten wir dann die wunderschöne Aussicht auf diese Felder genießen. Es zeigte sich zwar relativ schnell, dass wir und all die anderen Fotografen und Wanderer an diesem Abend nicht mit einem vollends perfekten Sonnenuntergang beschert werden würden, für mein geplantes Foto aber zumindest nicht so wild. Es war also wieder Zeit sich in ein Kleid und vor die Kamera zu werfen! Eine recht witzige Angelegenheit zwischen all den Landschaftsfotografen, aber immerhin gab es dieses Mal niemanden, der sich verunsichert wieder umdreht und das Weite sucht. Eher das Gegenteil, vielleicht sind Fotografen ja kommunikativer. Oder die bloße Existenz der Kamera legitimiert dich bei ihnen und du wirst nicht direkt als verrückt erklärt.

Kommen wir zu den zwei Erkenntnissen, die ich an dem Abend gemacht habe: Erkenntnis Nr. 1: Menschen, die dir Regieanweisungen geben, wo du am besten stehen solltest und ob du im Fokus bist, sind äußerst praktisch. Erkenntnis Nr. 2: Tanias Sonnenhut ist verdammt fotogen.

Und darf ich nun hier vorstellen: Die „Du hälst die Kamera und ich den Selbstauslöser und irgendwie finden wir schon den Fokuspunkt“-Strecke von Lisa und Tania! Bin schon etwas stolz, wie viele davon tatsächlich scharf sind!

Der Weg zurück gestaltete sich dann relativ spannend. Schließlich konntest du ja nie wissen, ob da gleich eine Wurzel aus dem Boden ragt oder ob du doch gefahrlos durch das nächste Waldstück kommst. Ja, es wurde ganz schön schnell ganz schön dunkel. Immerhin schimmern die Sandwege in der Dunkelheit noch ein wenig weiß und somit konnten wir uns heil und sicher den Weg zurück durch die Heide bahnen

Der Pferdekopf

Nachdem Lisa und ich die Nacht im Wohnzimmer zur Hälfte mit der Jagd auf Mücken verbracht hatten, ging es am nächsten Morgen noch einmal in die Heide. Tania hatte nämlich den Pferdekopf da gefunden. Seltsamer Name, ich weiß. Eigentlich wieder einfach so ein Hügel. Die Spinnweben glitzerten noch im letzten Tau, während die Sonne langsam schon ihre Kraft entwickelte. Wir umwanderten die Heidefläche, stellten leicht enttäuscht fest, dass wir wieder auf keine einzige Heidschnucke getroffen waren und erklommen schließlich diesen ominösen Pferdekopf. Ein ziemlich schöner Ort für eine kleine Pause und eine tolle Aussicht, um die sich langsam nähernden Touristenmassen zu beobachten. Mit den immer mehr werdenden Menschen und der immer stärker werdenden Sonne kehrten wir dann zurück, um uns endlich unser Frühstück zu gönnen. Und schließlich saßen Lisa und ich (in ihrem zum Glück klimatisierten) Auto, wieder zurück auf dem Weg in den Norden. Glücklich und entspannt, als hätten wir gerade einen Kurzurlaub gemacht. Und beeindruckt, wie schnell man doch eigentlich wieder oben im Norden ist…