Das Märchenprojekt geht in die nächste Runde – und damit auch die Wetterlagen-Glückssträhne! Denn wie wahrscheinlich ist es dem deutschen Winter zu vertrauen und ein Schnee Shooting für Wochen im Voraus zu planen und dann auch noch bei einem gefrorenen Wasserfall zufällig an der perfekten Location zu landen?
Google sagt Franzi und mich trennen 570km. Dank Instagram kreuzten sich aber dennoch unsere Wege, als sie mich vor zwei Jahren fragte, ob wir mal zusammen kreativ werden wollen. Nach einem 3-stündigen Zoom-Gespräch waren wir zwar nicht gerade weiter was fotografische Ideen für unser Meet-Up betraf, dafür wussten wir, wir teilen dieselbe Lieblingsfarbe, lieben Island und verstehen uns generell offensichtlich prächtig. Nach einem zweiten Zoom-Date und den darauf folgenden zwei Shooting-Tagen hier oben bei mir am Meer, wo wir beinahe von einer entlaufenen Horde Kühen an den Steilklippen niedergetrampelt worden wären, war klar: Nun bin ich an der Reihe und muss die Franzi unten in Rheinbach besuchen!
Diesen Winter war es dann endlich soweit, denn immer, wenn ich mich fragte, wo ich Franzi in meinem Märchenprojekt sehe, dann kam mir die Schneekönigin in den Sinn. So startete dieses Jahr unverhofft rasant! Denn gewohnt tatkräftig schlug mir Franzi direkt zwei mögliche Wochenenden vor, nachdem ich ihr meine vagen Vorstellungen erklärt hatte: Im Januar oder März. Nun ja, die Hoffnung auf Schnee war in beiden Fällen eher naiv, doch der Januar bot natürlich trotzdem eine minimal größere Chance. Also machten wir das Wochenende im Januar fest – was mir 2 Wochen gab, um meine Ideen zu konkretisieren, ein Kostüm zu entwerfen, umzusetzen und ihr per Post zuzuschicken. War sportlich. Und eine riesige Geduldsprobe, was den Stoff des Kleides betraf, der so schön robust aussah und sich stattdessen bei jeder kleinsten Bewegung in seine einzelnen Bestandteile zersetzen wollte.

Die Schneeflocke wuchs mehr und mehr, und wurde zuletzt ein ganzes Frauenzimmer, in dem feinsten weißen Flor gekleidet, der wie aus Millionen sternartiger Flocken zusammengesetzt war. Sie war so schön und fein, aber von Eis, von blendendem, blinkendem Eise. Doch war sie lebendig; die Augen blitzten, wie zwei klare Sterne; aber es war keine Ruhe oder Rast in ihnen.
– Hans Christian Andersen


Als das Kostüm fertig war, schon zu Haus bei Franzi lag und es nur noch wenige Tage bis zu meiner Abfahrt waren, kam auf einmal der Schnee! Wie groß soll das Wunder werden? Er musste nur noch liegen bleiben. Und weil ich dem nicht vertraute, schleppte ich trotzdem eine große weiße Gardine mit mir mit, um mir in dem wahrscheinlicheren Falle, dass alles weg wäre, sobald ich da bin, die Photoshop-Arbeit hinterher zu erleichtern. Doch der Schnee blieb wacker liegen und legte sogar für einen Tag noch ein bisschen Eis-Chaos auf Straßen und Schienen nach. Während mein Umfeld mich also argwöhnisch beäugte, dass ich mich bei dem Wetter am nächsten Tag in einen Zug setzen wollte, dachte ich mir, wie schon beim stümisch-nassen Wetter des Nis Randers Shooting nur: „Perfekt, weiter so!“





Bis auf einen ziemlich nervenaufreibenden Umstieg ging aber alles gut und ich landete wohlbehalten bei Franzi zu Haus. Unser eigentliches Ziel am nächsten Tag war eine Burgruine, die ich mir zwischen all den möglichen Ruinen, die mir Franzi vorgeschlagen hatte, ausgesucht hatte. Unser Weg führte uns durch die verschneite Eifel, an wunderschönen schneebedeckten Tannenwäldern, Felsen und festivalartigen Szenen der schlittenfahrenden Menschen vorbei. Doch angekommen an der Ruine schlug unsere Euphorie in Ernüchterung um: Der winzige Parkplatz war nicht geräumt und nach mühsamen 3 Versuchen diesen dennoch zu bezwingen, entschieden wir uns das Glück nicht zu sehr herauszufordern und uns etwas anderes zu suchen. Am Abend zuvor hatte Franzi noch einen Wasserfall in der Nähe gefunden und so wurde dieser unser nächstes Ziel. Ein überraschend volles Ziel! Der Parkplatz platzte aus allen Nähten, überall wimmelte es von spazierfreudigen Touristen, die das sonnige Winterwetter genießen wollten. Nicht anders sah es dann an unserer Location aus. So ein gefrorener Wasserfall mit seinen beeindruckenden riesigen Eiszapfen ist nicht nur der absolut unverhoffte Traum einer Fotokulisse für die Schneekönigin. Nein, er ist natürlich auch der totale Besucher-Magnet!
Franzi schien allerdings doch einigermaßen beeindruckend in ihrem Schneeköniginnen-Gewand, so dass man uns recht fasziniert und ehrfürchtig Platz einräumte. Nicht nur das, wir schafften es offensichtlich auch noch in einen Beitrag in einer Wandergruppe auf Facebook! Eine Freundin von Franzi, die einen Tag später den Wasserfall als wunderschöne Fotokulisse nutzte, wurde daher darauf angesprochen, ob vielleicht auch gleich die Schneekönigin wieder kommen würde. Damit haben wir es dann wohl geschafft die Märchengestalt wirklich wahr werden zu lassen und zu einer kleinen lokalen Berühmtheit zu machen, gefällt mir!






Credits
Model: Franziska Plate
Wer noch einen kleinen videografischen Einblick in unser Schneeköniginnen-Shooting haben möchte oder wissen möchte, wie es aussah, als ich innerhalb einer Woche völlig abgesondert von der Außenwelt ein 4-teiliges Kostüm zusammengeschustert habe – et voilá:

Liebe Marlena,
also, die Naturwesen lieben dich schon sehr… erneut haben sie ein zauberhaftes Setting bereitet! Ganz sicher deshalb, weil du die Naturwesen ebenso liebst, und dich in deiner Kunst einfach großartig mit ihnen verbindest: die Natur und deine Fotokunst fließen vollkommen natürlich ineinander und sind ‚eins‘. Die Bilder empfinde ich wie ein Geschenk der Natur für dein offenes, liebendes Herz. Solche Bilder kann man nicht ‚machen‘ – man ‚empfängt‘ sie, wie bei einer Geburt.
Nun kenne ich dich persönlich und möchte sagen: der gesamte Entstehungsprozess deiner Fotokunst ist ganzheitlich und ehrlich (‚wahrhaftig‘). Deine Kunst hat ihren Ursprung in der inneren Quelle deines Seins – dort wird der göttliche Funke für diese Bildvisionen geboren. Dann beginnt dein (oft langer) Weg der Umsetzung, jedes Mal mit vollem körperlichen Einsatz und viel Geduld. So habe ich großen Respekt für deinen Mut und deine bedingungslose Hingabe – es ist kein bequemer Weg. Doch die Belohnung für all deine Mühe sind Bilder, die die einzigartige Schönheit des ewig Zeitlosen in sich tragen – ja, das trägst du in deinem Wesen, liebe Marlena.
Für mich als Betrachterin sind deine Bilder ein universelles Geschenk des LICHTS. Sie vermitteln durch ihre magische Ausstrahlung ein ‚Geheimnis‘ – immer anders, nie gleich. Ich erkenne darin dieselbe Wellenlänge wie in meiner Musik – seelenverwandt. So wünsche ich, dass alle Betrachter*innen deiner Bilder ebenso diesen kraftvollen ‚Lichtfunken‘ entdecken und viel Freude damit haben! Und natürlich bin ich gespannt, wie die traumschöne Geschichte weitergeht….
Herzlichst * Christine