Eine gefühlte kleine Ewigkeit ist es nun schon her – und doch auch ein bisschen wie erst letzte Woche – dass ich in mein E-Mail Postfach schaute und meinen Augen kaum traute: Ich hatte eine Anfrage von einem Verlag! Wunderschönerweise für ein Buch, dass sich mit Selbstporträts beschäftigt!
Da ich mich für meine Bacherlorthesis intensiv mit den psychischen Auswirkungen von Selbstporträts auseinandergesetzt hatte, lag mir das Thema besonders am Herzen und so stolperte mein Herz noch ein bisschen mehr vor Freude, als es sonst getan hätte. Nachdem ich das letzte Mal über das Thema aber Bücher wälzen, Studien lesen und anderer Fotografen Arbeit analysieren musste, war die Arbeit an diesem Buch wunderbar befreiend: In Zusammenarbeit mit dem Rheinwerk Verlag durfte ich nun meine eigene Geschichte erzählen, meine eigenen Erfahrungen, Ideen und Herangehensweisen!
Durch die Arbeit an dem Buch durfte ich auch drei weitere Selbstporträt Künstler kennenlernen: Katja Heinemann, Frank Linders und Charlotte Wulff. Jeder von uns erzählt was uns zur Selbstporträtfotografie gebracht hat und ihn weiterhin dazu antreibt, wie wir Ideen entwickeln und umsetzen. Wir offenbaren unser erstes Selbstporträt (Himmel, das war nicht allzu angenehm ins Jahr 2009 zurückzureisen!) und erzählen viel zu den Geschichten hinter den Bildern.
Ein paar Tage vor der heutigen Veröffentlichung des Buches fiel mir auf, dass meine Art mich mitzuteilen eher visuell über Bilder zu erfolgen scheint. Weniger in Worten. Meine Kindheit, allem voran meine Schulzeit, war davon geprägt „die Stille“, „die Schüchterne“ zu sein. Lehrer verzweifelten an meiner nicht existenten mündlichen Beteiligung, doch das geschriebene Wort hingegen rettete mich davor, das mündliche Wort ergreifen zu müssen, um die Schule zu bestehen. Und dann lernte ich die Fotografie kennen und mit ihr die Selbstporträtfotografie. Sie gab mir die Möglichkeit mich auf eine Weise auszudrücken, in der es keine Worte bedarf. Zugegeben eine sehr stumme Art und Weise Geschichten zu erzählen und doch hat sie mir immens geholfen meine Stimme überhaupt erst zu finden.
The Voiceless Voice. Ein Selbstporträt zu meiner eher schwierigen Beziehung zu Worten und der Liebe zur visuellen Kommunikation. Übrigens leider nicht im Buch, da mir diese Idee erst vor Kurzem kam und es so erst gestern entstanden ist.
Dafür im Buch: Diese drei Selbstporträts mit ausführlichen Bildanalysen zur Idee dahinter, Planung und schließlich Umsetzung
Auch wenn ich nun schon seit ein paar Jahren versuche meine Bilder einigermaßen in Worte zu fassen – es fällt nicht gerade leicht und so manches Mal finde ich auch überhaupt keine. Die Arbeit an dem Buch war also manches Mal nicht einfach für mich und doch wurde es ab und an recht persönlich. Interessanterweise hatte ich aber weniger Probleme meine Beweggründe für Selbstporträts zu schildern – es waren dann tatsächlich eher meine Ideenfindung und Umsetzung. Sie hat sich zu so einem natürlichen Prozess entwickelt, dass ich mir erst bewusst werden musste, was ich da eigentlich tue. Die letzten eineinhalb Jahre waren damit eine wunderbare Reise für mich, denn es gab auch für mich noch reichlich über meine eigene Arbeit zu lernen!
Hier findet ihr Das Selbstporträt beim Rheinwerk Verlag (Affiliate Link) oder auch bei Amazon.
PS: nach einem guten Jahr den Luxus zu haben mit einer Lektorin zusammenzuarbeiten, die meine wirren Sätze in eine verständlichere Form bringt, habe ich es eben zumindest allein geschafft zu erkennen, dass das Wort auch meinen Wortschatz anscheinend in besonderem Maße beherrscht. Ich vermiss dich trotzdem, Juliane!