Die glänzenden Jahre des Zirkus sind vorbei, all der Ruhm fort. Während der Anfang des 20. Jahrhunderts noch als Blütezeit der Zirkuswelt galt und es in Europa in den 20er Jahren sogar so viele Zirkusse, wie nie zuvor gab, beginnt allerdings nicht nur mit dem Zweiten Weltkrieg ein Kampf um das Fortbestehen ihres Betriebs. Wenn auch nach dem Krieg das Bedürfnis nach Zerstreuung und Unterhaltung groß ist – nun gibt es auch den Film, das Radio, das Fernsehen… allerlei Konkurrenz und obendrein immerzu steigende Kosten.
Wie muss sich das anfühlen? Zu sehen wie der Zirkus zunehmend an Bedeutung verliert? Wie alles, wofür du immer gelebt hast, dir möglichweise bald nicht mehr zum Überleben reichen wird? Vielleicht zieht sich schon bald ein Schleier des Vergessens über dich, nimmt dich mit sich. In die Unbedeutsamkeit.
 

Normalerweise fängt ein Bild bei mir mit der Idee an. Alles andere baut sich dann darauf auf: Kostüm, Make-Up, Model und Location. Hier haben wir das Bild, das den Weg einmal andersherum ging. Das Kostüm fand seinen Weg zu mir und verlangte nach einem Bild, das ich dann noch erst kreieren musste.

Alles fing damit an, dass mich die liebe Rebecca (die in diesem Projekt mir auch fleißig beim Zeitplan geholfen hat und die Aufnahmeleitung übernahm) mir erzählte, dass es da bald einen Fundusverkauf im Kieler Schauspielhaus geben würde. Natürlich stürzten wir uns dann zusammen in die kaufwütige Masse. Und ja, es war eine solche Menschenmenge, dass du dich als eher Menschenmengen-scheuender Mensch schon halbwegs von deinem Leben verabschiedest. Nichtsdestotrotz, ich fand nicht nur das goldene Kleid für die Wahrsagerin, auch dieses Kostüm hier hing noch an der Kleiderstange, bislang unbeachtet von all den Menschen. Vielleicht aber auch nicht. Aber das sollte ich erst später herausfinden.

Ein paar der fleißigen Helfer hinter den Kulissen: Patty, die sich mit Johann zusammen um den beeindruckend präzisen Fall des Vorhangs kümmerte; Phil, der wacker die Tage mit seiner Kamera festhielt und Tania, mein Mädchen für alles – in diesem Fall die bedrohliche Hand aus dem Nichts. Ja sie ist wirklich bedrohlich, was?

Euphorisch brachte ich also meine Eroberungen nach Hause – und stellte fest, dass dieses Zirkuskostüm doch ganz schön klein war. Also so richtig klein. Für ein Kind oder eine äußerst zierliche Dame gedacht. Na toll, die Euphorie war also auch schon wieder halb hin, bis mir Anna einfiel. Anna! Unsere liebe zierliche Anna aus unserer kleinen süßen Filmfamilie. Das könnte doch passen!
Eine passende Strumpfhose wurde gefunden, ein Zylinder aus Pappe gebastelt und der Tag kam. Und ja, es war Nervenkitzel. Bis zu dem Moment, in dem Anna das Kostüm für das Shooting anziehen würde, wussten wir nicht, ob es wirklich passt. Ich stellte mich schon für das Worst-Case-Szenario ein und riet Anna in einer kurzen Pause zwischen den verschiedenen Sets schon, sie dürften sonst auch den Body zerschneiden, falls er zu eng sein sollte. Aber nein. Anna zerstreute all meine Bedenken direkt und sofort mit: „Er passt! Hab ihn gerade schon anprobiert!“ Oh Wunder. Das war wohl meine größte Erleichterung an diesem Tag. Dieses zierliche Kostüm passte!
Und Anna sah einfach ganz genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mein liebes Team baute mir ein Set, das meinen Wünschen so sehr entsprach! Es war plötzlich eine lebendig gewordene Bildidee!

Ein paar Aufnahmen von Anna, die wunderschön das ganze Geschehen hinter der Kamera zeigen. Also Anna steht vor der Kamera – daher sagen wir mal Credits: Annas Handy.

CREDITS
Kostüm: Marlena Wels
Licht: Niklas Hörcher
Assistenz: Johann Schultz, Patricia Moresmau, Tania Smilgies
Video: Philipp Spieck